The Boy and the Burger

The Boy and the Burger ist Magie am Gaumen. Als einen Imbiss-Stand kann man den kleinen Food Truck nicht bezeichnen, zu recht. Den Riccardo Teubner und Martin Dathe machen Essen auf dem Niveau eines Sternekochs.

 

Warum schmeckt das Essen so gut bei The Boy and the Burger? Kann das nachhaltig sein? Was macht den Food Truck so beliebt? Mit Ricardo führte ich ein Interview und ging diesen Fragen auf den Grill. Der folgende Text ist ein umgeschriebenes Transkript mit den Worten von Ricardo Teubner aus der Serie „Bist du Nachhaltig?“:

Unternehmen ist nicht gleich nehmen, sondern auch geben!

 

Als Unternehmer nachhaltig zu sein, bedeutet, sich reflektieren zu können. Was biete ich wie an und wie gestalte ich die Preise?

 

Als The Boy and the Burger begann, war von Anfang an klar, dass wir nachhaltig sein wollen. Anders kenne ich es nicht. Mit 16 Jahren begann meine Kochausbildung in einem Restaurant, das zu den 30 besten in Brandenburg und Berlin zählte. Der Küchenchef und mein Mentor legten großen Wert darauf, dass die Zutaten frisch und möglichst aus dem Umland stammten. Seine Arbeitsweise hat mich geprägt. Nach der Ausbildung reiste ich um die Welt und arbeitete in Sternerestaurants. Ich musste immer auf die Qualität der Zutaten achten und für ein gutes Verhältnis zu meinen Lieferanten sorgen. Das hat meinen Charakter geformt. Woher beziehe ich meine Produkte? Wie gehe ich mit den Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden um? Diese Fragen helfen mir, unser kleines Geschäft Stück für Stück nachhaltiger zu machen.

 

Es ist wichtig, dass wir in die Region investieren. Wir arbeiten mit einem Traditionsbäcker in Dresden zusammen und alles, was heute über den Ladentisch geht, kaufen wir am selben Tag frisch ein. Unsere Fleischer bezieht seine Ware von regionalen Landwirten. Das hat große Vorteile. Ich sehe, wie die Tiere gehalten werden oder wie unsere Brötchen produziert werden. Wir stellen alles selbst her, außer Ketchup. Wir kaufen keine verarbeiteten Produkte. Ich kann mit den Lieferanten und Konsumenten sprechen. So entstehen persönliche Beziehungen. Leute, die dich mögen, drehen dir keinen Schrott an. So entstehen gut Produkte.

 

Nachhaltig bedeutet, wie manage ich meine eigene Zeit sodass möglichst viele etwas davon haben? Ich kenne viele Läden, die ebenfalls nachhaltige Produkte anbieten, aber ihre Mitarbeiter ausbeuten. Das gilt besonders für die großen Schlachtbetriebe, die das Gegenteil von sozial und umweltfreundlich sind.

Mein Kollege Martin und ich, wir beuten uns selbst aus. Im Sommer stehen wir im Schnitt 120 Stunden in unserem Imbiss, um die Preise halten zu können. Aber es geht mir gut, das Geschäft macht großen Spaß. Die vielen Arbeitsstunden machen aber die Familienplanung schwer. Doch wir sind beliebt, das zeigen die Leute. Nicht nur, weil wir länger arbeiten und dadurch viel verkaufen. Mein Ausbildungsweg hat mich geprägt, Qualität mit Herz und Menschlichkeit anzubieten. Unser Essen ist zwar im Schnitt um 30 Cent teurer. Aber ich möchte meinen Kunden, zu denen ich eine gute Beziehung aufgebaut habe, keinen Schrott verkaufen! Wir wissen, dass Fleisch nicht nachhaltig ist. Ein Tier muss dafür sterben. Aber lieber einen Imbiss, der täglich 100 hochwertigem Burger mit regionalem Fleisch verkauft, als überteuerte Tiefkühlmassenware aus den großen Schlachthäusern. Das Essen schadet nur dem Menschen und der Natur. Durch die Beziehung zu meinen Lieferanten in Brandenburg kenne ich den enormen Wasserverbrauch von Fleisch. Aber die industrielle Produktion beansprucht einen noch größeren Teil des schwindenden Wasser. In Zeiten der Dürre sollten wir alle bereit sein, zu reflektieren, was gut für uns ist. Wie wollen wir im Leben vorankommen? Allein oder gemeinsam? Wir als einzelner Betrieb haben es schwer, das zu beeinflussen. Wir können das Fleisch nicht teurer machen, wir wollen die Menschen nicht überfordern. Unser Bürger mit ist fast jeden Tag ausverkauft. Meine Kunden probieren dann oft den Veggieburger. Die meisten kommen beim nächsten Mal wieder und wollen noch einen. So entstehen Erfahrungen. Wir lernen dazu, können uns weiterentwickeln. Wir haben mit 90 % Fleischanteil und 10% vegetarisch begonnen. Mittlerweile sind wir bei 60 % Fleisch und 40 % vegetarisch. Der Trend zum vegetarischen Essen nimmt zu. Zumindest in der Neustadt. Das langfristige Ziel ist es, den Veggieburger günstiger anzubieten als den Fleischburger. Das vegetarische Patty erfordert noch viel Arbeit bei der Herstellung. Wir haben große Ziele. Bald bieten wir auch einen veganen Burger an, der unseren Qualitätskriterien entspricht.

 

Als Unternehmer gibt es für mich leider auch Grenzen der Nachhaltigkeit. Ich hoffe, ich kann in Zukunft weiterhin nachhaltig wirtschaften. Die FDP sagt immer, der Markt regelt das. Aber meistens regelt der Markt nur für diejenigen mit viel Geld. Wir haben nach einem Elektrobus für unseren Imbiss gesucht. Die Preise beginnen bei 80.000 Euro. Das können unsere Kunden einfach nicht aufbürden. Subventionen erhalten meistens nur die Großen. Wir sind kein Imperium. Gas, Benzin und Diesel sind für unser Geschäft rentabler, das tut mir weh. Wenn der Alaunplatz mit Solaranlagen ausgestattet wäre, wie es auf den Parkplätzen in Frankreich der Fall ist, könnten die Stände mit Strom aus Sonnenkraft versorgt werden. Das wäre nachhaltiger als der aktuelle Zustand. Deutschland ist ein sehr wohlhabendes Land, in dem noch viel Gutes möglich ist. Immerhin ist unser Bratöl bio. Ich würde gerne unseren Mitarbeitern mehr Gehalt zahlen. Das ist jedoch schwer umsetzbar. Dann müsste ich die günstigen Produkte der großen Industrien kaufen. Doch das würde alles zerstören, wofür ich stehe. Dann könnte ich mich selbst nicht mehr im Spiegel betrachten. Ich liebe es, das Lächeln der Menschen zu sehen, wenn sie unser Essen genießen. Und wenn ich dabei unsere Region und die Natur unterstützen kann, fühle ich, dass ich etwas richtig gemacht habe.

Wer Ricardo & Martin am Food Truck besuchen möchte, informiere sich bitte auf der Homepage